St. Nikolaus Niederotterbach

Kleine Kirche mit langer Geschichte

Besucht man heute die verhältnismäßig kleine Kirche in Niederotterbach, denkt man kaum an die lange Geschichte, die über 1000 Jahre umfasst.

Das früheste urkundliche erwähnte Datum ist der 8. Juni 1084, Papst Clemens III. bestätigte der Abtei Selz im Elsass den Novalzehnt zu Nieder- und Oberotterbach. Der Ausdruck „Novalzehnt“ verweist darauf, dass es sich um den Zehnten von neu gerodetem Land handelte. Für die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert gibt es Belege, dass sogar eine selbstständige Pfarrkirche in Niederotterbach errichtet wurde, diese wurde jedoch im Lauf der Jahre der Pfarrei Steinfeld als Filiale untergeordnet. In der Mitte des 14. Jahrhunderts ist in Niederottbach eine Kaplanei nachweisbar. Die Bistumsmatrikel von 1470 zählt die „caplania capelle in Otterbach“ zum Landkapitel Weißenburg. Von der Reformation bis zu den Reunionen war die Kapelle lutherisch, dann simultan bis zur Erbauung einer eigenen protestantischen Kirche im Jahr 1816.

Ab dem 18. Jahrhundert kam es zu verschiedenen Baumaßnahmen: 1742 wurde ein neuer Chor erreichtet, die Arbeiten wurden von Handwerkern aus Steinfeld ausgeführt und es wurden bereits Vorbereitungen getroffen, das Landhaus ebenfalls von Grund auf neu aufzubauen. Da sich das Langhaus gesenkt hatte, diente zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur noch der Chor für gottesdienstliche Zwecke, das Langhaus wurde sogar niedergelegt und an dessen Stelle ein Wohnhaus errichtet. Im ausgehenden 19. Jahrhundert bemühte man sich, wieder einen insgesamt würdigen Zustand von Kirche und Umgebung herzustellen. Im Jahr 1883 wurde das Gotteshaus nach Westen verlängert und zwei Jahre später eine neue Sakristei angebaut.

1961 erweiterte man die Kirche nochmals, brach die alte Sakristei auf der Südseite ab und verlagerte diese an die Nordseite. 1980 erfolgte eine umfassende Renovierung. Eine letzte Auffrischung vor allem des Innenraumes liegt erst wenige Jahre zurück, sodass die Kirche heute in einem angenehm hellen Ambiente zum Feiern der Gottesdienste einlädt. Nachdem sich Risse und Hohlstellen bildeten, mit denen auch Schimmelbildung einherging, war diese letzte Maßnahme nötig geworden. Die Kirche wurde am Ostermontag, 19. April 2014, wieder feierlich in Dienst gestellt.

Ausstattung

Der ursprünglich klassizistische Altar mit vier korinthisierenden Säulen wurde im Zuge jüngerer Renovierungsarbeiten entfernt. Insgesamt ist die Ausstattung schlicht gehalten. Die Chorrückwand ziert eine Kreuzigungsgruppe. Neben einer Pietà (Darstellung der Gottesmutter Maria mit dem toten Jesus im Schoß), verdient das Figurenpaar der Hll. Petrus und Paulus Aufmerksamkeit.

Kirchenpatron in besonderer Darstellung

Die Darstellung des Kirchenpatrons, des Hl. Nikolaus ist in unseren Breiten relativ selten. Nikolaus steht im Bischofsornat mit einer goldenen Kugel in der Hand und ist im Begriff, diese drei Kindern zu reichen, die in einem Zuber eingeschlossen sind. Diese Darstellung geht auf die wohl aus Frankreich stammende ziemlich blutrünstige „Schülerlegende“ zurück: Ein habgieriger Wirt habe drei Schüler, die bei ihm eingekehrt waren, in einem Bottich eingepökelt, nachdem er sie getötet und zerstückelt hatte. Der Heilige aber, der durch einen Engel von dem Verbrechen Kenntnis erhalten hatte, begibt sich in das Haus des Wirtes, hält ihm seine Schandtat vor und erweckt die Ermordeten durch sein Gebet wieder zum Leben“.

Glocke von 1818

Eine Besonderheit ist eine historische Glocke, die sich im von einem Spitzhelm gekrönten Dachreiter befindet. Diese stammt aus dem Jahr 1818, hat einen Durchmesser von 57 cm, wiegt 100 kg und wurde von Johann Ludwig Edel in Straßburg gegossen.