St. Simon und Judas Thaddäus Pleisweiler

800 Jahre Kirchengeschichte

Die heutige Kirche St. Simon und Judas Thaddäus in Pleisweiler war ursprünglich dem Hl. Martin geweiht.

Pleisweiler gehörte zu den frühesten Stiftungsgründen des Klosters Klingenmünster. Erzbischof Adalbert I. von Mainz schenkte in Jahr 1115 die Kirche samt Kirchengut der Abtei.

Aus dem Wort Pleswilre (1115) entwickelte sich das Wort Blizwilre, was Weiler des Blidin heißt, bevor sich der Ortsname Pleisweiler etablierte. Die Pfarrei ist bereits im Jahr 1321 bezeugt.

Im Zuge der Reformation verblieb die Kirche den Katholiken.

Ab 1755 wurde unter Kurfürst Karl Theodor ein von Grund auf neues Gotteshaus nach den Plänen des kurpfälzischen Hofbaumeisters Franz Wilhelm Rabaliatti errichtet, das 1757 geweiht wurde. Bis 1894 wohnte der Pfarrer von Bergzabern in Pleisweiler.

Festsaal mit Pforte zum Himmel

Die Kirche in Pleisweiler zeigt sich als eines der wenigen Gotteshäuser, die ein Raumerlebnis pfälzischen Spätbarocks ermöglichen, wozu auch die teilweise bauzeitliche Ausstattung beiträgt.

Bereits beim Betreten der Kirche fällt das Portal in seiner besonderen Gestaltung ins Auge. Eine lateinische Inschrift verweist auf die Geschichte des Bauwerkes: „Dem dreifaltigen, besten und größten Gott, zu Ehren der seligen Jungfrau Maria, der Apostel Simon und Judas und allen Heiligen, als Benedikt XIV. die Himmelsschlüssel hielt, Franziskus Christophorus den Hirtenstab führte, Karl Theodor des Heiligen Römischen Reiches Erzbannerträger und Kurfürst war, wurde diese römisch-katholische Kirche in Pleisweiler 1757 von Grund auf neu errichtet.“

In der Nische über dem Portal stand ursprünglich eine Figur des Guten Hirten, bis diese im Zuge der Wirren der Französischen Revolution zerschlagen wurde. An ihrer Stelle wurde eine Marienfigur angebracht, die schließlich 1933 gegen eine Figur der Ortspatrons, des Hl. Michael getauscht wurde. Stifter waren Auswanderer, die in New York eine neue Heimat fanden.

Betritt man den Kirchenraum, fällt dem aufmerksamen Besucher direkt das Wappen über dem Chorbogen ins Auge. Dieses zeigt in vier Feldern diagonal den pfälzischen Löwen und die bayerischen Rauten. Es verweist  auf die Herrschaft der Wittelsbacher Kurfürsten und setzt die Widmungsinschrift über dem Kirchenportal auch im Innern des Kirchenraumes in gewisser Weise fort.

Erwähnenswert sind die Stuckaturen und Malereien aus der Erbauungszeit der Kirche. Die Wände im Chor und Langhaus zieren Kartuschen mit Fresken der Apostel und stuckiertem Rokokomuschelwerk. Die Emporenbrüstung zeigt ebenfalls Stuckdekoration. Sie ist vollständig mit verschlungenem Bandwerk und Muschelwerk überzogen. Der Stuck der Langhausdecke ist einfacher gehalten. Die Deckengemälde der vier Evangelisten sind neueren Datums.

Altäre erzählen Geschichte

Der Hochaltar entstand im Kern um 1700 und wurde 1833 von der Pfarrei Dahn erworben. Ursprünglich fand sich ein Kreuz in der Mitte, das jedoch durch ein Marienbild ersetzt wurde. Das Altarblatt ist das Werk eines Münchener Malers und wurde 1855 von dem aus Pleisweiler stammenden Hofkonditor Schafft der Kirche geschenkt. Die Seitenfiguren aus neuerer Zeit stellen die Kirchenpatrone Simon und Judas Thaddäus dar.

Die Seitenaltäre stammen aus der Kirche von Hagenbach. Das Bild des hl. Josef wurde von Bildhauer Renn aus Speyer geschaffen und dem aus Pleisweiler stammenden Gasthofbesitzer Fronhäuser aus Arnsheim in Holland gestiftet. Das Muttergottesbild im Marienaltar stammt aus der Erbauungszeit der Kirche.

Kanzel und Kreuzweg

Pleisweiler ist eine der wenigen Kirchen, bei der in der Zeit des modernisierenden „Bildersturms“ in den 1960er und 1970er Jahren die Kanzel verschont wurde. Es handelt sich um ein Werk des Spätrokoko, das um 1789 geschaffen wurde. An der Rückwand befindet sich ein Ölgemälde, es zeigt eine Kopie der „Muttergottes vom Guten Rat“, des Gnadenbildes von Genazzano, das sich nahe Rom befindet. Die Kanzel wird von der Marienfigur bekrönt, die sich zwischenzeitlich in der Nische über dem Kirchenportal befand.

Der Kreuzweg ist eine Nachbildung der 14 Station von Friedrich Overbeck (1789-1869), einem Protagonisten der Kunstschule der Nazarener und kam 1864 in die Kirche.

Orgel

Die Orgel wurde von der renommierten Firma Eberhard Friedrich Walcker als Opus 1322 im September 1906 eingeweiht und verfügt über 13 Register. Leider wurde die Disposition im Lauf der Jahre dem Zeitgeschmack angepasst, sodass der originale Klang nur noch teilweise zu erleben ist.

Eine der ältesten Glocken der Pfalz

Der markante Kirchturm steht etwas mehr als einen Meter vom Kirchenschiff getrennt. Ausgrabungen, die Pfarrer Luttenberger anstellte, der von 1967 bis 1972 als Lokalkaplan in Pleisweiler wirkte, belegten, dass der Turm auf einem Sockel aus mächtigen Quadern errichtet ist. Er wurde um 1200 erbaut und nach dem Kirchenneubau um 1758 aufgestockt.

Ein spätgotischer Gewölbeschlussstein, der am heutigen Pfarrheim eingemauert ist, stammt vermutlich vom Chor der alten Kirche und lässt auf eine Erweiterung der romanischen Kirche zu dieser Zeit schließen.

Im Turm hängt eine der ältesten Glocken der Pfalz. Sie trägt am Hals eine spätgotische Minuskelumschrift zwischen zwei Reifen: „O REX GLORIAE XPE VENI CUM PACE ANNO DNI MCCCCLXXXVI“ – „O König der Herrlichkeit, Christus, komme mit Frieden / Jahr des Herrn 1486“. Am Glockenmantel finden sich kleine Reliefs, ein Kruzifix mit der Schrift „sancti martine“ und Maria mit dem Jesuskind. Sie hat einen Durchmesse von 95 cm, wiegt 550 kg und hat den Schlagton gis‘. Von dieser Glocke wird erzählt, dass man sie im Dreißigjährigen Krieg im „Sauhäuseltal“ vergraben habe hinter der Wappenschmiede. Bei einer Wildschweinjagd habe man sie nach dem Krieg wieder gefunden, als sie von einem Wildschwein freigewühlt worden sei.

Zwei weitere Glocken sind Maria (300 kg, Schlagton h‘) und Josef (150 kg, Schlagton dis‘‘) geweiht, sie wurden 1959 von der Glockengießerei Hamm in Frankenthal gegossen.

Zeit vergeht...

Die Sonnenuhr an der südlichen Außenwand wurde nach der Außenrenovierung der Kirche im Jahr 1985 angebracht. Das Mosaik stammt von Pfarrer Rudolf Nether, der seinen Ruhestand in Böllenborn verbrachte.

„Es geht die Zeit zur Ewigkeit“