Oberotterbach St. Simon und Judas Thaddäus
Blick in die Geschichtsbücher
Die Geschichte des Ortes Oberotterbach lässt sich bis ins Jahr 760 zurückverfolgen. Eine Kirche ist erstmals für das Jahr 1084 nachweisbar, da diese durch eine päpstliche Urkunde bestätigt wurde. Um 1300 wurde der Gottesdienst in einer aus Stein errichteten Kirche gefeiert, die dem Hl. Georg geweiht war. Für das Jahr 1502 ist ein St. Barbara-Altar erwähnt.
Im Zuge der großen Umwälzungen durch die Reformation wurde die Kirche 1550 zur lutherischen Pfarrkirche umgewidmet und später von beiden Konfessionen als sogenannte „Simultankirche“ genutzt.
Eigene Kirche für Oberotterbacher Katholiken
Im Jahr 1930 konnte die katholische Gemeinde wichtige Ereignisse feiern, der Grundstein zur eigenen Kirche wurde am 18. Mai gelegt, am 23. November des gleichen Jahres wurde das neue Gotteshaus durch Bischof Ludwig Sebastian feierlich konsekriert. Dies war nur durch den Opferwillen und Tatkraft vieler Gemeindemitglieder möglich, die zahllose Arbeitsstunden unentgeltlich erbrachten.
Im Zuge der Kampflinien des Zweiten Weltkrieges, die vor den Ortschaften in Grenznähe keine Rücksicht nahmen, wurde die neue Kirche 1944/45 schwer beschädigt. Im Dezember 1944 fanden Kampfhandlungen direkt im Ort statt. Herannahende Amerikanische Truppen wurden von einem Scharfschützen beschossen, der auf dem Turm der Kirche positioniert war. Das 1836 errichtete Pfarrhaus wurde von Westwallarbeitern als Wohnhaus beschlagnahmt, 1944 stark beschädigt und brannte 1945 vollständig aus, sodass es nicht wieder aufgebaut wurde.
Eine umfassende Renovierung der Kirche, bei der wiederum viel ehrenamtliches Engagement gezeigt wurde, fand in den Jahren 2003/2004 statt, wobei Prof. Franz Gutmann die Prinzipalia (Altar, Ambo und Priestersitz), sowie den neuen Tabernakel in einem von ihm gestalteten Fenster und die Marienstele entwarf.
Albert Boßlet als Architekt
Der bekannte Pfälzische Kirchenbaumeister Albert Boßlet (1880-1957) fertigte die Pläne zur Kirche. Wie viele andere seiner Werke ist das Äußere in Bruchsteinmauerwerk ausgeführt, wobei die Anlage insgesamt wohlproportioniert und gekonnte an den Hang komponiert ist. Für Boßlet typisch ist der bewusste Einsatz der Dachstuhlkonstruktion als Gestaltungselement.
Das Innere der Kirche birgt manche Schätze, mit denen bei einem solch verhältnismäßig jungen Gotteshaus nicht auf Anhieb zu rechnen wäre.
Besonders zu erwähnen ist ein spätgotischer Taufstein aus rotem Buntsandstein aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der auch in den Denkmalverzeichnissen ausdrücklich erwähnt wird. Auf einem gekehlten Fuß öffnet sich ein trommelförmiges Becken mit entgegengesetzten Drehkannelüren.
Aus er Zeit um 1500 haben sich zwei Skulpturen erhalten, sie stellen den Hl. Rupert und den Hl. Sebastian dar.
Raumbestimmend ist ein großes Gemälde, das um das Kreuz gruppiert die Apostel Petrus und Paulus mit den Attributen Schlüssel und Schwert sowie die Kirchenpatrone Simon und Judas Thaddäus zeigt. Simon der Zelot wird durch die Säge und Judas Thaddäus mit einem Knüppel jeweils als Hinweis auf das Martyrium dargestellt.
Aus dem Kirchturm rufen zwei Glocken zum Gebet:
Die 422 kg schwere Christkönigsglocke mit dem Schlagton a‘, die 1955 von der Glockengießerei Hamm in Frankenthal gegossen wurde. Sie trägt die Inschrift „O Rex Gloriae Christe veni cum Pace“ – „O König der Ehren, Christus, komm mit Frieden!“. Die zweite Stimme des Geläutes ist eine 212 kg schwere Glocke ohne Namen mit dem Schlagton c‘‘, die 1927 von der gleichen Firma gegossen wurde.